Geschichte

Die ehemaliege Gemeinde Strobenried gehört mit einer Höhenlage von über 500 Meter auf der Wasserscheide zwischen Paar und Ilm zu den rauheren Rodungssiedlungen an der Kreisgrenze. Orts- und Flurnamen spiegeln dies deutlich wider: „Struben“, auch „Struppen“ oder „Strobn“, gelegentlich auch „Strauppen“, bedeutet zerfurchte, rauhe Oberfläche; dazu der Rodungsname „Ried“. Als „Strubenried“ und einmal auch als „Strubinen“ erscheint unser Strobenried zwischen 1130 und 1140 in den Urkunden.

Kulturgeschichtlich und grundherrschaftlich zerfällt die ehemalige Gemeinde in drei verschiedene Zonen. Die ganze Südhälfte einschließlich Dorf Gröben gehört seit über 1000 Jahren ins sogenannte „Aigen“ der Gerolsbacher Pfarrei und damit zum Hochstift Freising. Die „alt Hochstraß“ Aichach -Pfaffenhofen trennte dieses Gebiet von der sogenannten „Lauterpacher Vogetei“, die kirchlich der Altpfarrei Schrobenhausen unterstand. Die Einzelhöfe Gütersberg, Spielberg und Harreß endlich gehörten einst in die Hofmarken der Ritter von Göbelsbach und Euernbach, im hohen Mittelalter dem Abt von Weihenstephan.

Dorf Strobenried selbst, Teil der Lauterbacher Vogtei, war in der Hauptsache landgerichtisch. Nur der große Kühbacher Hof am westlichen Dorfende „beim Clement“ und „Bachmaier“ (Nr. 1/2) scheint auf eine mittelalterliche Jahrtagstiftung hinzuweisen. Um 1390-1415 saß auf diesem Kühbacher Maierhof Ritter Kunz der Gebehart; er tritt um diese Zeit auch in den Scheyrer Annalen auf. Im 15. Jahrhundert hießen die Freistifter des großen Gutes „Heiligen- oder Kirchmaier“; sicher deshalb, weil sie außer den Kühbacher Gründen auch noch Widdumsgründe von U. Ib. Frau zu Waidhofen und von St. Wenzel in Oberlauterbach bebauten. Sie waren sehr wohlhabend, aber auch sehr rechthaberisch und immer in Streithändel verwickelt. Mit dem Landgericht Schrobenhausen und den Amtleuten zu Lauterbach standen sie ständig auf Kriegsfuß. Sie waren es auch, die, ohne weltliche oder geistliche Obrigkeit im mindesten befragt zu haben, am Ortsausgang von Strobenried eigenmächtig eine Kirche hinbauten,weil ihnen der Weg noch Oberlauterbach zu beschwerlich schien: „German und Conz, die Kirchmaier, haben die Kirchen von Strobenried ohn Erlaubnis und außer Wissen der Herrschaft gebawen. Darum seind sie gestraft worden umb zwei Pfund Pfenning.“ Vermutlich hoben sie die unverhältnismäßig hohe Strafe gern verwunden über dem Triumph, daß ihre Kirche dann letztlich eben doch anerkannt wurde; das war 1495. Netzgewölbe im Chor und drei gute spätgotische Skulpturen, Barbara, Andreas und Leonhard, auch der Südeingang, erinnern trotz späterer Barockisierung noch heute an diese Baujahre.

Noch ein Strobenrieder aus iener Zeit taucht häufig in den Strafregistern des Schrobenhausener Landgerichts auf mit Raufhändeln, derben Beschimpfungen und dergleichen, der Ehaftschmied Jörig Paierl; er hatte die herzogliche Schmiedstatt inne beim großen Zehentstadel und außerdem die „Gmaind-Smiden“.

G r ö b e n ist der größte Weiler der ehem. Gemeinde Strobenried. Im 13. Jahrhundert schon führt der Gerolspacher Gauprobst in einem Gefälle-Verzeichnis auf: „bei Greberen liegen drei Hueben“. Herren über diese drei Freisinger Wirtschaftshöfe waren die Ritter Marquard, Vater und Sohn, von „Graben“, die sehr wahrscheinlich auch das Vogteirecht darüber innehatten. Bei den Fischweihern zu Gerolsbach besaßen sie noch eine alte Mühle, der sie aber zugunsten des Probstes anno 1318 abschwören mußten. Ritter Udalrich von Gröben, Sohn von Marquard II., führt im Wappenschild ein Wurfbeil oder eine Parte; 1362/1363 muß er wiederholt bei Stritt und Irrungen mit dem Domkapitel Freising klein beigeben, Urfehde schwören und feierlich versprechen, qegen das Gotteshaus St. Andrae in Gerolsbach keinerlei Ansprüche zu stellen. Inzwischen hatte sich der Gröbener Besitz mehr als verdoppelt, war von drei auf sechs Huben angewachsen. Wir hören in den Jahren 1310/1345 außerdem von einer“ Vaccaria in Greben“, einer Schwaige mit Käserei, die Heinrich und sein Sohn Udalrich Chienast, die Grebner, betreiben. Den erwähnten Besitzzuwachs verdankte Gröben einer vornehmen Stiftung: Eine edle Matrone Maechtildis, gesessen zu Tale, zwischen Aresing und Gröben, hat drei Waldhuben, genannt „bei Moezzer-Tale“ („Maetz“ oder „Maezzele“ ahd. Abkürzung für Maechtildis) nach Freising gestiftet. Aber in Kriegszeiten verfielen die Waldhuben, und die Erinnerung an die fromme Stifterin schwand. Eine ihrer Huben erhielt den drolligen Beinamen „Froschlehen“, weil ihr Bewirtschafter allemal, wenn die hohen Herren von Freising bei einer Hochjagd in Greben nächtigten, den vielen Fröschen in den Talweihern ihr störendes Gequake verwehren und sie vertreiben mußte.

Die großen Maierhöfe der Gemarkung Strobenried verdienen besonderes Interesse. Da ist zuerst O b e r w e n g e n (Nr. 34). Auf einer Länge von drei Kilometer flacht sich ostwärts Gröben bis zur ehem. Kreisgrenze vor Euernbach eine Flurlage ab, die seit 1200 Jahren die althochdeutsche Bezeichnung führt ad Uuange, ze Wangi oder Wenq. Der Wang, das ist die waldfreie Grasebene, die also nicht mehr eigens gerodet werden mußte, galt den frühen Siedlern als idealer Platz. Der Domhof, beim Oberwenger, zeigt heute noch, noch so vielen Jahrhunderten der Bewirtschaftung, Reste einer Viereckumwallung und Befestigung. Man könnte an einen Gutshof aus der Keltenzeit denken, zumal auch noch die Sage geht von einem uralten unterirdischen Gang, der vom Oberwengerer Keller bis an den Schloßberg bei Kohlstadt führen soll.

Beim Kreuthbauern entspringt ein Bachlauf, der nach Euernbach abfließt. Sein Waldtal gehört zu den schönsten und unberührtesten Gegenden. Vor 1100 Jahren wurde das Land am Unterlauf dieses Bächleins gerodet und urbar gemocht. Zuvor war es hoch mit Seegras und Schilf bestanden, mit „Sahar“ und „Sekkin“. Siedler, vermutlich von Euernbach aus, legten hier einen schönen Bauernhof an und gaben ihm im 9. Jahrhundert den Namen Sekkipach, Seckinpach, Sachirpach, Saharpach. Daraus wurde das heutige S a c h e n b a c h. Ungefähr zur gleichen Zeit und auf gleiche Weise entstanden die Höfe Thalern (Nr. 42) und am „Pach-Haupt“ der Bockhof (Nr. 4). Sachenbach taucht dreimal bei Tauschgeschäften mit Freising zwischen 864 und 875 urkundlich auf. Beim westlichen Nachbarhof, beim Thalerbauern, tritt der Hofname im Mittelalter meist mit dem Vorspann“ Vern“ oder“ Vergn“ auf. Das bedeutet, daß es da gegeistert und gespukt hat, daß Hexen und böse Geister umgingen. Gült, Vogtei und Zehent gaben Hof und Hueb zu Thalern nach Gerolsbach, aber auch Kloster Geisenfeld bezog noch im 14. Jahrhundert von dort Abgaben. Bockhof und Kreuthhof (Nr. 43 und 44) gehörten schon vor 700 Jahren zur Domprobstei Freising und bildeten eine eigene Hofmark Mittenpach.

Im Ostteil der ehem. Gemeinde Strobenried liegen die Einöde Spielberg (Nr. 38), der Weiler Gütersberg (Nr. 36-38) und der Hof Harreß (Nr. 39). Die beiden ersteren sind einstige Herrensitze, die von ihren Eigentümern ans berühmte Kloster Weihenstephan geschenkt wurden und dort bis zur Säkularisation verblieben. Bis 1545 hieß der Weiler Gütersberg eindeutig „Diethersperge“. Ein Streit um Vogtei und Lehenschaft über den Herrensitz wurde am 28. März 1370 auf einem Schrobenhausener Gerichtstag ausgetrogen. Bald darauf geschah die Teilung von Dyetersperg in drei Höfe und zwei Hofstätten mit folgenden Grundzugehörungen. Hanns Kotmaier baut ein Gut gen Weihenstephan, Zehent von einem andern Hof samt Hueb gehört der Äbtissin von Hohenwart, und endlich hat auch der Ritter Matheis Wildenwarter zwei Höf zu Diettensperge. Eine“ Visitier“ zu Dietersperk (1440-1472) erzählt von diesem Wildenwarter: „Er hat eine Erbschäferei zum Englmairsperg bei seinem Vater vor 40 Jahren aufgefangen. Sie hat bei 800 Schafen. Treibt in meines genädigen Herrn Land auf vier Dörfer, Strobenried, Gröben, Lauterbach, Aresing und gar bis uf die Weilach, auf eine halbe Meil. Dadurch seind die Armleut sehr beschwert, sie können das nimmermehr gedulden.“ Dem Wildenwarter gehört um jene Zeit auch das Landgut Harrozz oder Harreß, dessen Name har-roezze = Flachs-Röste bedeutet; die Geschichte dieses Hofes reicht über das 14. Jahrhundert hinauf. Die Einöde S p i e I b e r g hat vielleicht in der Ritterzeit des Mittelalters einen Lueginsland, eine Warte auf ihrem 514 Meter hohen Waldschopf südlich von Englmannsberg getragen, beurkundet finden sich 1140/ 1172 Sigehard von Spielperge, 1180/1190 und in der Folge Gotescalc und Perhtold von Spileperc und 1244/ 1283 Rupert von Spilberc.

Quelle:

„Landkreis Schrobenhausen – Vergangenheit und Gegenwart“, erschienen 1963 im Verlag für Behörden und Wirtschaft R.A. Hoeppner, Pörsdorf b. Aßling/Obb.